Karte Hotels in M-V Hotels Bayern Hotels Brandenburg Hotels NRW Hotels Schleswig-Holstein Hotels Niedersachsen Hotels Sachsen-Anhalt Hotels Sachsen Hotels Thüringen Hotels BW Hotels Hessen Hotels Rheinland-Pfalz Hotels Saarland
Interessantes   Gesundheit   Beauty   Wellness
 

Die ganze Welt macht Wellness - warum eigentlich?

Es scheint, als machte heute jeder bzw. jede Wellness. Kein Urlaub und kein Fitnessstudio-, Schwimmbad- oder Kaufhausbesuch vergeht, ohne dass wir mit diesem Begriff konfrontiert werden. Was aber hat es mit dem Wellness-Hype auf sich? Warum sind wir so fasziniert von der Vorstellung, die Seele einfach mal baumeln und uns rundum verwöhnen zu lassen?

"Wellness" - zu Deutsch: "Wohlbefinden" - entstand im Grunde als Oberbegriff für die in den 1950er Jahren in den USA angestoßene Gesundheitsbewegung. Schon 1946 verstand darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden. Es ging folglich vor allem darum, von einer Vorstellung von Gesundheit als einer bloßen Absenz von Krankheit hin zu einem ganzheitlichen Gesundheitsbegriff zu gelangen. Gesundsein soll demnach nicht nur "nicht krank" heißen, sondern bedeuten, dass man sich rundum wohlfühlt. Insofern versteht man auch heute unter "Wellness" im weiteren Sinne alle Methoden und Konzepte, die zum Ziel haben, das körperliche und geistige Wohlbefinden zu steigern.

Wellness: Leere Hülse oder reales Bedürfnis

Heute geht der Trend nicht nur weiterhin in Richtung eines ganzheitlichen Gesundheitsverständnisses; vielmehr ist auch ein großer Wellness-Markt entstanden. Wellnessprodukte zum Wohlfühlen gibt es nunmehr in jedem Onlineshop und jedem noch so kleinen Supermarkt. Ja, man könnte gar davon sprechen, dass es einen gewissen Wellness-Imperativ gibt: "Alles muss irgendwie gesundheitsförderlich sein und zum Wohlbefinden beitragen" - sei es, dass es sich dabei auch bloß um ein Paar Funktionssocken oder irgendwelche Müsliriegel handelt. Das zeigt uns zweierlei: Zum einen, dass "Wellness" vor allem zu einer Marketinghülse geworden und als Praxis, die im Kern ja durchaus ihre sinnvolle Berechtigung und etwas Wahres an sich hat, ins Räderwerk einer Kommerzialisierungsmaschinerie geraten ist; zum anderen aber wird offenbar, dass es augenscheinlich ein gewisses reales Bedürfnis in der Bevölkerung nach Wohlbefinden, Ruhe, Ausgleich und Balance gibt. Und das kommt nicht von ungefähr.

Ursprung nicht umsonst in den 1950er Jahren in den USA

Nun kann man sagen: Dass es eine Kommerzialisierung von Wellness gibt, ist in unserer kapitalistisch verfassten Gesellschaft nun wahrlich keine Überraschung; was - Achtung: Ironie! -kann sich denn heute bitteschön überhaupt noch den Zugkräften des Marktes entziehen? Deshalb erscheint eine andere Frage weitaus spannender, nämlich, warum das Bedürfnis nach so etwas wie Wellness ausgerechnet in den 1950er Jahren in den USA entstand.
Die 1950er Jahre waren eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in den meisten Nachkriegsländern der Welt. Die Zerstörungen des 2. Weltkrieges und die damit einhergehende Depression hatten sich in eine Wachstumsspirale verkehrt. Die Rente schien sicher. Gleichzeitig hatte dies einen enormen Strukturwandel der Arbeitswelt zur Folge: Schwere körperliche Arbeit nahm ab, während der Dienstleistungssektor entstand und stark expandierte. In der Folge entstanden viele Routinetätigkeiten im Büro, das heißt ein großes Feld entfremdeter Arbeit, die Menschen für gewöhnlich nicht etwa deshalb verrichten, um ihrem Leben einen gewissen Sinn zu verleihen, sondern um genügend Geld zu verdienen, das sie in ihrer neugewonnenen Freizeit kompensatorisch ausgeben können. Und hier kommt Wellness ins Spiel: Es ist damit ein Bereich der Gesundheitspflege entstanden, der auf die Entsagungen der Menschen in der ihnen prinzipiell fremd gegenüberstehenden Arbeitswelt reagierte (eine These, wie sie in ähnlicher Weise vom Philosophen Jürgen Habermas vertreten wurde). Ist Arbeit oftmals mit Langeweile, Sinndefiziten, Stress, körperlichem Regress wie etwa Übergewicht, Rückenschmerzen und dergleichen mehr verbunden, so stellt Wellness dem eine gleichsam völlig andere Welt entgegen: Selbstbestimmung, Stresslosigkeit, Ausgeglichenheit, bewusste Körper- und Selbstwahrnehmung sowie ein im Endeffekt harmonisches Selbst- und Fremdverhältnis.
Diese Gegenüberstellung scheint sich auch heute noch durchzuziehen: Für wen Wohlbefinden nicht der Normalzustand ist, der muss diesen Zustand irgendwie anderweitig, kompensatorisch zu erreichen versuchen. Moralisch verwerflich ist an diesen Versuchen freilich rein gar nichts; nur sollte man letztlich stets dabei im Hinterkopf haben, dass die Herstellung von Wohlbefinden vor allem eine intensive, kritische Auseinandersetzung mit einem Selbst und seiner Umwelt erfordert und sich nicht im Konsum von Wellness-Angeboten erschöpft.